19. Dezember 2024 Von Herder-Presse

Besuch der Gedenkstätte Brauweiler des LVR

Am 16.12.2024 besuchte unser Geschichtsgrundkurs unter der Leitung von Frau Reichmann das LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler. Ziel des Besuchs war es, die Gedenkstätte zur Arbeitsanstalt des NS-Regimes zu besichtigen, um ein konkretes Beispiel für die im Unterricht behandelten Verbrechen der NS-Diktatur zu erleben.

Die Gedenkstätte, die die Ereignisse von 1933 bis 1945 dokumentiert, wurde erst im Juli 2024 neu eröffnet und ist daher modern und barrierefrei gestaltet, was auch gehbehinderten oder blinden Personen einen Besuch ermöglicht. Bereits vor der Abtei wurden wir von unserem Guide erwartet. Vor der Besichtigung der Gedenkstätte, die sich im ehemaligen Inhaftierungsgebäude für Frauen befindet, erhielten wir einen Überblick über die anderen Bereiche der Abtei sowie deren lange Geschichte. Die Abtei Brauweiler wurde 1024 gegründet und diente bis 1804 als Benediktinerkloster. Danach wurde sie von Napoleon in eine Arbeitsanstalt umfunktioniert. Diese Einrichtung bestand während des Kaiserreichs und wurde von der NS-Regierung für ihre Zwecke missbraucht. Auch nach dem Krieg wurde die Arbeitsanstalt bis 1969 weitergeführt, bevor sie endgültig geschlossen wurde. Seit den 1980er Jahren beherbergt die Abtei hauptsächlich Büros des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR).
Der Besuch in der Gedenkstätte, die sich in den Kellerräumen des ehemaligen Gefängnisses befindet, hinterließ einen starken Eindruck. Die bedrückende Atmosphäre der Sonderhaft spiegelt sich in den niedrigen Decken und den möglichst original belassenen Räumen wider. Besonders die schweren Stahltüren der Einzelzellen verdeutlichen die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die inhaftierten Frauen litten. Die modern gestalteten Informationstafeln, ergänzt durch Bilder und Videos, erzählen die Geschichten einzelner Insassinnen, um den Besuchern die grausamen Umstände näherzubringen.
In der Arbeitsanstalt Brauweiler wurden unter anderem das Ehepaar Adenauer, mehrere Mitglieder der Kölner Edelweißpiraten sowie Juden inhaftiert und gefoltert. Viele von ihnen starben an den Folgen der Misshandlungen oder wurden an anderen Orten, wie im EL-DE-Haus oder im Klingelpütz in Köln, hingerichtet. Da die Gedenkstätte montags normalerweise geschlossen ist, hatten wir das Glück, bei Restaurierungsarbeiten an an eingekratzten Botschaften von Inhaftierten an den Zellwänden zusehen zu
dürfen.
Zum Abschluss hatten wir die Möglichkeit, die Gedenkstätte eigenständig zu erkunden. Insgesamt war der Besuch in der Abtei Brauweiler sehr lehrreich und eindrücklich. Er ermöglichte uns, die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht nur in den bekannten, großen Konzentrations- und Vernichtungslagern zu verstehen, sondern auch deren Auswirkungen auf kleinere Einrichtungen und das direkte Umfeld zu sehen. Besonders der regionale Bezug zu Köln und die konkrete Darstellung der Arbeit der Gestapo machten diesen Besuch für uns als Geschichtskurs besonders interessant. Ein Besuch in der Gedenkstätte ist definitiv zu empfehlen – und nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern für jeden, der sich mit dieser Zeit auseinandersetzen möchte.

Louis Delvaux